Ist die Bejagung vieler Tierarten überhaupt sinnvoll oder stört sie das ökologische Gleichgewicht?
Es werden viele Tiere besonders Beutegreifer
„Raubzeug“ bejagt, obwohl lange wissenschaftlich belegt ist, dass sie einen positiven Einfluss auf das ökologische Gleichgewicht haben und deren Dezimierung nicht zur Erhöhung des Bestands
seltener Arten führt. Es ist erwiesen, dass Jäger Prädatorenaufgaben nicht erfüllen können. Beutegreifer tragen erheblich zur Gesunderhaltung des Wildes bei, in dem ihre Nahrung zum größten Teil
aus erkranktem, schwachen oder verendetem Wild besteht. Trotzdem diese Jagdstrecken in 2014/15: 457815 Füchse, 63554 Dachse, 42984 Steinmarder, 23880 Marderhunde, 4737 Wiesel Es wurden und werden nach wie vor, trotz des
strengen Schutzstatus, Luchse, Wölfe (20! seit 2000) und Greifvögel illegal getötet.Ohne die Tötungen generell Jägern zu unterstellen, ist festzustellen, dass bei deren Obduktion ausschließlich
Jagdmunition gefunden wurde. Greifvögel werden auch vergiftet oder in Fallen gefangen. Die Anzahl der nicht gefundenen getöteten geschützten Tiere dürfte hoch sein. Viele Jäger positionieren sich
auch ganz öffentlich gegen Luchs und Wölfe, obwohl es Untersuchungen gibt, die belegen, dass Wild, wenn überhaupt, seine “Ortstreue” nur kurzfristig wegen Prädatoren verändert. Bei einer unbekannten Anzahl von "schwarzen Schafen" in Jägerkreisen werden die drei S;Schießen, Scharren, Schweigenpropagiert und auch praktiziert. Die starke Bejagung von Füchsen und deren häufigen Erkrankungen belegen, dass Wildkrankheiten nicht eingedämmt werden, sondern sich die Füchse stärker vermehren und
auf Grund ihres folgenden Abwanderverhaltens die Krankheiten verstärkt verbreiten. Jäger belassen den Aufbruch (Schlachtabfälle des erlegten Wildes) im Wald. Selten wird vernünftigvergraben oder es wird zum Anlocken von Beutegreifern genutzt. Das kann besonders zur Übertragung der Schweinepest, aber auch andererWildkrankheitenführen. DasBelassen des Aufbruchs im Wald,kann auch dazu führen, dass unter anderem Wölfe an Menschen gewöhnt werden und beginnen ihnen zu folgen oder Greifvögel wie Adler die
verbliebene Bleimunition aufnehmen und daran verenden.
Verändert das Wild sein Verhalten durch die Jagd?
Untersuchungen am Schalenwild im Wolfsgebiet der Oberlausitz und Schlussfolgerungen zu dessen Hege und jagdlicher Bewirtschaftung
(Eine wissenschaftliche Arbeit zu einem Projekt über mehrere Jahre!)
"... Die in letzter Zeit in Deutschland oft sehr emotional geführten Diskussionen zu
den Wechselbeziehungen zwischen großen Raubsäugern (z.B. Wolf, Bär, Luchs) und Schalenwild sowie Nutz-/Haustieren wie auch Menschen fußen meist auf einem unzureichenden Kenntnisstand des
Räuber-Beute-Gefüges. Wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse sind somit unerlässlich, um das Management auf eine solide Basis zu stellen und damit die Diskussionen zu versachlichen und
Interessenskonflikte zu entschärfen...."
Wie unabhängige Studien des Friedrich-Löffler-Instituts für Viruskrankheiten der Tiere und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung ergeben haben, ist es durch jagdliche Mittel nicht
möglich, die sylvatische Tollwut zu beeinflussen. Um die Ausbreitung der Tollwut zu stoppen, hätte man die Zahl der Füchse auf unter 0,3 Füchse pro Quadratkilometer senken müssen. Wie
Erfahrungen aus den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts allerdings gezeigt haben, ist dies selbst durch den beispiellosen Vernichtungsfeldzug nicht gelungen, als man bundesweit alle
erreichbaren Fuchsbaue mit Giftgas behandelt und dem Fuchs mit Falle und Flinte erbarmungslos nachgestellt hat.
Allein die großflächige Auslage von Impfködern hat zur Tilgung der Tollwut geführt. Eine Berechtigung zur Jagd auf den Fuchs im Rahmen der Tollwutbekämpfung war allein zur Gewinnung von
Kontroll-Tieren für das Screening-Programm gegeben, damit der Impferfolg dokumentiert werden konnte.
Auch auf die Prävalenz des Kleinen Fuchsbandwurms hat die Jagd auf den Fuchs keinen Einfluss. Neueste Untersuchungen der Universität Hohenheim, der Technischen Universität München und der
Universität Zürich deuten darauf hin, dass die Jagd auf den Fuchs eher kontraproduktiv im Hinblick auf das Vorkommen des Kleinen Fuchsbandwurms sein könnte, da die Bejagung Auswirkungen
auf die Altersstruktur der Populationen hat.
Selbst das Argument, Bodenbrüter und Niederwild zu schützen, indem zum großen Halali auf Füchse geblasen wird, scheint nicht so recht zu stimmen, wie Erhebungen aus unbejagten Habitaten
gezeigt haben. Das Verhältnis von Beutegreifern und ihren Beutetieren hat sich seit Urzeiten eingespielt und bewährt und es ist noch kein Fall dokumentiert, in dem einheimische
Beutegreifer einheimische Beutetiere ausgerottet haben. Ursache für die Gefährdung oder gar das Erlöschen von Populationen waren nie unsere einheimischen Beutegreifer wie Füchse, Marder
oder Greifvögel, sondern immer Eingriffe des Menschen in die Umwelt und in die Habitate der gefährdeten Arten.
Europäischer Braunbär, Bild M. Thyssen Der Verkehr übernimmt die Rolle natüricher Feinde
Selbst wenn Einflüsse wie natürliche Feinde, Jagd und Straßenverkehr nicht gegeben sind, so wachsen die Fuchspopulationen nicht ins Unermessliche, wie jeder Biologiestudent bereits im
ersten Semester weiß.
Untersuchungen der bekannten Wildbiologen Eric Zimen und David Macdonald haben ergeben, dass die flexible Dichtekontrolle der füchsischen Populationsdynamik dazu beiträgt, den Besatz den
Bedingungen der Habitate anzupassen. Tatsächlich scheint der Fuchsbesatz derzeit seine endgültige Größe erreicht zu haben und einen Einfluss auf diese Größe scheint auch die Jagd nicht zu
haben, da andere limitierende Faktoren eine weitaus gravierendere Rolle spielen.
Offensichtlich will man vonseiten der Jägerschaft die Bevölkerung überzeugen, dass man die Natur mit der Flinte "zurechtschießen" kann und muss, um eine Rechtfertigung für ihr ebenso
blutiges wie sinnloses Hobby Fuchsjagd zu finden.
Wildtierschutz Deutschland hält die Entscheidung des luxemburgischen Staatssekretärs Camille Gira und seiner Regierungskollegen für wegweisend für Europa: „Hier wird erstmals nicht
nach den Freizeitinteressen durchaus einflussreicher Jäger und ihrer Verbände entschieden, sondern nach wissenschaftlichen Kriterien. Wir sind davon überzeugt, dass aus der
ausgesetzten Jagdzeit für den Fuchs kein Bestandsschub resultiert.
Im unbejagten Bayerischen Nationalpark kommen durchschnittlich lediglich 1,7 Fuchswelpen pro Wurf zur Welt, in bejagten Revieren vier- bis fünfmal so viele, “ kommentiert Kauertz
diese Maßnahme.
Füchse werden in Deutschland ganzjährig bejagt und haben keine Schonzeit. Da Füchse nicht essbar und die Pelze schwer zu vermarkten sind, werden die Kadaver meist kurzerhand in der
Tierkörperbeseitigung entsorgt. Diese gnadenlose Jagd auf Füchse versuchen die Jäger gegenüber der Öffentlichkeit mit zwei Argumenten zu rechtfertigen: dem angeblichen Schutz der Bevölkerung vor
Tollwut und dem Fuchsbandwurm. Der Haken daran: Deutschland gilt seit 2008 nach den internationalen Kriterien der »Weltorganisation für Tiergesundheit« als tollwutfrei. (Quelle: Ärzte Zeitung,
7.8.2008)
Mit der angeblichen Gefahr durch den Fuchsbandwurm an Waldbeeren rechtfertigen Jäger in der Öffentlichkeit gerne den massenhaften Abschuss von Füchsen. Doch das ist Jägerlatein: In Deutschland
ist kein einziger Fall einer Infektion über Waldbeeren dokumentiert.
Spätestens seit der Anfang 2010 veröffentlichten Untersuchung des Wissenschaftszentrums Weihenstephan der Technischen Universität München kann auch das Argument »Fuchsbandwurm« getrost in die
Kategorie »Jägerlatein« eingeordnet werden. Die Wissenschaftler wiesen nach, dass durch das konsequente Auslegen von Entwurmungsködern die Infektionsrate dauerhaft auf ein Minimum gesenkt werden
kann. Bei einem Projekt im Landkreis Starnberg wurde die Befallsrate der Füchse innerhalb weniger Jahre auf unter 3 Prozent gesenkt. (Quelle: Pressemeldung des Wissenschaftszentrums Weihenstephan
der TU München, Januar 2010)
Schon in den vergangenen Jahren hatten Forscher immer wieder darauf hingewiesen, dass die Angst vor dem Fuchsbandwurm übertrieben sei. Laut Robert-Koch-Insitut gibt es in Deutschland pro Jahr im
Schnitt weniger als 20 bestätigte Fälle von Neuinfektionen. Und Professor Peter Kern, der das Europäische Echinokokkose-Register koordiniert, in dem alle bekannt gewordenen Infektionen mit dem
Fuchsbandwurm dokumentiert werden, weist darauf hin, dass das größte Risiko der Ansteckung für den Menschen gar nicht der Fuchs ist, sondern der Hund. (Quelle: Kölner Stadtanzeiger, 14.6.2009)
»Mediziner vom Uniklinikum Ulm und von der Universität Würzburg haben offiziell Entwarnung gegeben. Eine Infektion beim Verzehr von Waldbeeren mit dem Fuchsbandwurm sei nicht erwiesen, erklärten
sie«, berichtet das Magazin Welt der Wunder (18.6.2012). Und: »Selbst Ärzte sagen: Dass man sich auf diese Weise mit dem Fuchsbandwurm infizieren kann, darf endgültig ins Reich der Legenden
verbannt werden.«
Zudem gibt es keinen einzigen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Jagd die Befallsrate der Füchse mit dem Bandwurm reduzieren kann. Auch bei der Tollwut führten einzig flächendeckende
Impfaktionen mit Auslegung von Impfködern zum Erfolg – die Fuchsjagd hatte sich Studien zufolge als kontraproduktiv erwiesen und zur Ausbreitung der Tollwut sogar beigetragen.
Somit kann festgestellt werden, dass die angebliche Bedrohung der Volksgesundheit mit Tollwut und Fuchsbandwurm nicht existiert – und nur als Rechtfertigung der Jäger für ihr Hobby dient.
Was sind die wahren Gründe für die Jagd auf Füchse?
Wenn nun aber »Tollwut« und »Fuchsbandwurm« als Jägermär entlarvt sind – was sind dann die wahren Gründe für die Fuchsjagd? Hier geben die einschlägigen Jagdzeitschriften und Jäger-Foren im
Internet schnell Aufschluss: Von »Lust am Nachstellen und Erbeuten« ist dort die Rede, von der »Waidmannsfreude, einen Fuchs im Schrotschuss rollieren (sich überschlagen, Anm.d.Red.) zu lassen«,
vom »Reiz der winterlichen Fuchsjagd«, vom »Jagdtrieb«, vom »Jagdfieber« und vom »Kick«, den der Jäger beim tödlichen Schuss erlebt.
Anders, als von Jägern oft behauptet, nehmen unbejagte Fuchsbestände keinesfalls überhand. Komplexe Sozialstrukturen, in denen bei hoher Populationsdichte und geringem Jagddruck deutlich weniger
Welpen zur Welt kommen, beschränken die Vermehrungsrate. Der renommierte Biologe und Fuchsforscher Erik Zimen kommentierte dieses Phänomen plakativ mit den Worten »Geburtenbeschränkung statt
Massenelend«. Im Normalfall bringt eine Füchsin drei bis fünf Junge zur Welt; in Gebieten, in denen Füchse stark verfolgt werden oder die Mortalitätsrate durch Seuchen stark angestiegen ist,
können es jedoch doppelt so viele sein. Auf diese Weise können Verluste schnell wieder ausgeglichen werden.
Füchse erfüllen eine wichtige Rolle als »Gesundheitspolizei«: Sie fangen hauptsächlich Mäuse – zum Nutzen der Landwirtschaft -, vertilgen Aas und erbeuten meist kranke oder verletzte Tiere und
tragen somit zur Gesunderhaltung der Tierpopulationen bei. Doch der Fuchs ist nicht nur »Gesundheitspolizei« in der Natur, sondern trägt auch zum Schutz des Waldes, da er Waldwühlmäuse vertilgt."
Alles über Füchse
In nahezu allen Fällen, in denen realen oder vermeintlichen ökologischen, epidemiologischen oder ökonomischen Problemen durch die massive jagdliche Verfolgung und
Tötung von Füchsen begegnet werden soll, wird stillschweigend von der Gültigkeit der simplen Gleichung „mehr Jagd = weniger Füchse“ ausgegangen. Diese Annahme ist zum zentralen Element jedweder
jägerischer Rechtfertigung der Jagd auf Füchse und viele andere Wildtiere geworden, erscheint dieser einfache und leicht zu verstehende monokausale Zusammenhang auf den ersten Blick doch durchaus
logisch und einprägsam. Wenn etwa Füchse Hauptüberträger der Tollwut sind, sollte es doch beispielsweise möglich sein, durch intensive Fuchsjagd die Anzahl der Füchse zu reduzieren und dadurch
die Tollwut einzudämmen.
Seit geraumer Zeit kann jedoch als gesichert gelten, dass gerade diese fundamentale These schlichtweg falsch ist. Sie widerspricht nicht nur den jüngeren
Erkenntnissen systematischer Fuchsforschung, sondern steht ganz offensichtlich im Widerspruch zu nahezu allen Erfahrungen, die Menschen in den letzten Jahrzehnten mit der Dynamik von
Fuchspopulationen gesammelt haben.
Wien - Eine aktuelle US-Studie der Washington State University zeigt, dass der Abschuss von Wölfen kein geeignetes Mittel ist um Viehherden zu
schützen - im Gegenteil.
(c) proplanta
„Die Milchmädchenrechnung, weniger Wölfe bedeuten weniger Schafrisse, ist falsch“, so Christian Pichler vom WWF. Die der Studie zugrunde liegenden
Langzeituntersuchungen in drei US-Bundesstaaten beweisen, dass mindestens vier Prozent mehr Schafe gerissen werden, wenn im Jahr davor einzelne Wölfe erlegt wurden.
„Der Abschuss einzelner Wölfe zum Schutz von Schafherden ist also nicht nur sinnlos, sondern kann sogar kontraproduktiv sein“, schlussfolgert
Pichler, denn: „Solche Eingriffe zerstörten die ansonsten gut funktionierende Struktur in Wolfsrudeln.“
Werden einzelne Rudeltiere entnommen, gerät das Sozialgefüge aus den Fugen, so die Studienautoren – besonders, wenn es sich um ein erfahrenes Tier
handelt. Der Abschuss eines Elterntieres kann dazu führen, dass Wölfe ihr Jagdverhalten ändern und wegen der fehlenden Erfahrung auf leichter zu erbeutende Tiere wie ungeschützte Schafe
ausweichen müssen.
Vorkehrungen wie Elektrozäune oder Hütehunde könnten dagegen effektiv Abhilfe schaffen: „Einmal mehr zeigt sich, dass am Herdenschutz kein Weg
vorbei führt“, so Pichler. In Österreich gibt es bislang erst ein einziges Herdenschutz-Modellprojekt in Osttirol. Derzeit werden auf unserem Staatsgebiet etwa fünf bis sieben Wölfe vermutet. Zur
Rudelbildung ist es bei uns bisher noch nicht gekommen.
Die Zahlen der US-Langzeitstudie stammen aus den Jahren 1987 bis 2012 und beinhalten Angaben zu getöteten Wölfen sowie zu Verlusten bei
Nutztierherden, die auf Wölfe zurückzuführen sind. Demnach verdoppelte sich die Verlustrate unter Haustieren wie Schafen in Relation zur Anzahl der getöteten Wölfe bis zu einem bestimmten Niveau.
Erst wenn die Wölfe um 25 Prozent dezimiert wurden, was in vielen Ländern Europas aufgrund des hohen Schutzstatus nicht mit der Gesetzgebung konform ist stellt sich ein Schutzeffekt auf das
Nutzvieh ein.
In unserem Nachbarland Slowenien mit einem geschätzten Bestand an 50 Wölfen, hat man ähnliche Erfahrungen wie in den USA gemacht. Statt auf mehr
Abschüsse zu drängen, setzt man jetzt auf den besseren Schutz jener Weiden, auf denen besonders viele Schäden entstanden sind.
Der Wolf steht EU-weit unter strengem Artenschutz. Als vorsichtige und intelligente Tiere meiden sie in der Regel die Nähe des Menschen. Die größte
Bedrohung für Wölfe, die keine hohen Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, ist oft die fehlende Akzeptanz. Das führt immer wieder zu illegalen Tötungen aber auch dazu, dass in einigen Ländern
Europas Wölfe zum Abschuss freigegeben werden. (wwf)
Dass in einem Ökosystem jedes Glied des Nahrungsnetzes in irgendeiner Weise mit einem anderen durch
gegenseitige Wechselwirkungen direkter oder indirekter Art verknüpft ist, ist eine Binsenweisheit. Aber es gibt Fälle, da schafft es die Natur, sogar Biologen noch zu überraschen. Joseph Bump,
Rolf Peterson und John Vucetich von der Technologischen Universität Michigan hatten sich in ihrer Studie ein klassisches Räuber-Beute-Modell vorgenommen: die Nahrungskette von Pflanze zu Elch zu
Wolf. Sie wollten herausfinden, welchen Einfluss diese Kette auf die Artenvielfalt im Lebensraum hat........ http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-10746-2009-11-03.html
Was wird tatsächlich verheimlicht? Man liest in kaum einem Bericht - dass sich Wölfe zu 99 % von meist alten, kranken oder jungen unerfahrenen Wild
ernähren,
- dass es in Sachsen und Brandenburg Schäfer gibt, die seit Jahren mitten im Wolfsgebiet ohne Risse leben,
weil sie mit Elektrozaun und Herdenschutzhunden schützen, Herdenschutz also erfolgreich möglich ist,
- dass sie durch diesen Schutz auch weniger Verluste durch Diebstahl, Hunde oder Füchse haben,
- dass es in Sachsen trotz steigender Wolfszahlen weniger Risse gibt, bzw. die Risszahlen pro Wolfsrudel sinken,
- dass es meist vermehrt Wolfsrisse gibt, wo Wölfe neu zu wandern, weil nicht richtig geschützt wurde,
- dass Wölfe erheblich zur Gesunderhaltung des Wildes beitragen und die Artenvielfalt in Wald und Flur fördern,
- dass in ganz Europa (ohne Russland, da keine offiziellen Zahlen bekannt) ca. 12 000 Wölfe sogar teils an und bis in Städte leben, ohne dass es Übergriffe auf Menschen gab,
- dass das Entnehmen einzelner Wölfe völlig kontraproduktiv ist, da wenn die Rudelstruktur verändert wurde, besonders wenn Elterntiere, die Jagdlehrer fehlen es erst Recht zu Nutztierrissen
kommen kann,
- dass Jungwölfe kaum von den Eltern zu unterscheiden sind
und dass Wölfe nachgewiesen kranke oder verletzte Mitglieder ihres Rudels mit ernähren und sehr soziale Tiere sind.
So wäre es wirklich angebracht eine Aufklärung zu Wölfen zu betreiben, die auf Fakten und nicht subjektiven Wahrnehmungen oder Unterstellungen beruht und seriös sensationslüsterne Überschriften
und Bilder meidet!
Wölfe in Deutschland Das Leben im Rudel
Das Leben im Wolfsrudel verläuft anders als allgemein angenommen. Es ist nicht geprägt von Rangordnungskämpfen und harter Futterkonkurrenz – neuere
Forschungen haben ergeben, dass Wölfe ein Sozialverhalten zeigen, das dem der Menschen sehr ähnlich ist.
Wolfsrudel als Kleinfamilie
Der Alphawolf schaut argwöhnisch, er weiß, dass ihm seine Position als Rudelchef jederzeit streitig gemacht werden kann. Und tatsächlich: Schon kommt ein
Angriff von der Seite. Ein kräftiger Konkurrent verbeißt sich in seinem Nacken. Ein heftiger Kampf um die Macht im Rudel beginnt.
Solche Geschichten werden häufig in Tierdokus erzählt. Das Problem: Sie stimmen nicht! Ein Wolfsrudel in der freien Wildbahn funktioniert ganz anders als
gemeinhin angenommen. Das fängt schon mit der Größe des Rudels an: Es sind meist nur zwischen fünf und zehn Tiere.
Und im Rudel gibt es in der Regel nur zwei ausgewachsene Tiere: Vater und Mutter. Die weiteren Gruppenmitglieder sind ihre Nachkommen: die Welpen und die
Jungtiere vom Vorjahr. Ein Wolfsrudel ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Kleinfamilie – sie leben also in ähnlichen Strukturen wie wir Menschen. Das erklärt auch möglicherweise, warum
wir mit dem Hund so gut auskommen. Immerhin zeigten seine Vorfahren, die Wölfe, ein
menschenähnliches Sozialverhalten.
Keine Rangordnungskämpfe
Der Wolf lebt also in Kleinfamilienverbänden. Es gibt tatsächlich eine Rangordnung, aber um die muss nicht gekämpft werden. Denn es ist klar, dass die Eltern
das Sagen haben. Die rangniederen Tiere müssen sich auch keine Sorgen machen, dass die Chefs ihnen die Beute vorenthalten und nur die schwer verdaulichen Reste übriglassen. Im Gegenteil: Vater
und Mutter sorgen sich darum, dass alle Essen bekommen, es sind schließlich ihre Kinder.
Warum hält sich dann so hartnäckig der Mythos von den Rangordnungskämpfen und der Nahrungskonkurrenz im Wolfsrudel? Zum einen sind es Geschichten, die man von
anderen Tierarten, etwa von Affen, kennt und die sich im Film dramaturgisch schön
erzählen lassen.
Zum anderen kann man tatsächlich Rangordnungskämpfe beobachten: Dann nämlich, wenn Wölfe in Gefangenschaft gehalten werden und sie entgegen ihres natürlichen
Verhaltens gezwungen werden, mit anderen ausgewachsenen Tieren zusammenzuleben. Um die dabei entstehenden Spannungen zu minimieren, bilden sich feste Rangordnungen.
Fürsorgliche Geschwister
Die Jährlinge, also die Nachkommen vom Vorjahr, haben eine wichtige Funktion im Rudel. Die Eltern machen jeden Tag lange Jagdausflüge. In dieser Zeit sind die
Jungen auf sich allein gestellt. Die Jährlinge passen dann auf ihre jüngeren Geschwister, die Welpen, auf – sie sind Babysitter.
Sie kümmern sich sogar um eine Art Babybrei: Sie würgen vorverdautes Futter hoch, das sie den Welpen zu fressen geben. Zunehmend werden die Jährlinge
selbstständiger und unternehmen Ausflüge außerhalb ihres Territoriums. Spätestens mit zwei Jahren verlassen sie ihre Familie, um ein eigenes Rudel zu gründen.
"Hier ist mein Revier"
Jedes Rudel lebt in einem klar abgegrenzten Revier. Wölfe wählen das Territorium so groß, dass sichergestellt ist, dass für alle Gruppenmitglieder genügend
Futter da ist. In Gegenden mit vielen Hirschen und Rehen sind die Reviere vergleichsweise klein. Dagegen können bei einer geringen Beutetierdichte die Reviere sehr groß sein. Die Wölfe markieren
ihr Territorium, indem sie Duftmarken mit Kot und Urin setzen.
Stimmt es dann wenigstens, dass die Wölfe den Mond anheulen? Nein, das ist ein weiterer Mythos, der sich hartnäckig hält. Wenn Wölfe heulen, dann sagen sie
ihren Artgenossen: "Hier ist mein Revier." Unabhängig davon, ob der Mond scheint oder nicht.
Amtstierärztliche
Sicht auf die Rückkehr des Wolfes
Effekte der Bejagung von Wölfen
Es ist allgemeiner aktueller Wissenstand, dass sich die Wolfsdichte einer Region ganz eng dem Nahrungsangebot anpasst.
Eine Regulierung der Wolfsbestände seitens des Menschen ist somit aktuell nicht erforderlich, der vernünftige Grund zum Töten m. E. nicht gegeben. Dieses gilt insbesondere vor
dem Hintergrund der seit Jahren vom Deutschen Jagdverband gemeldeten hohen Wildbestände in Deutschland, die sich nicht zuletzt negativ auf die Waldentwicklung und landwirtschaftliche Flächen
auswirken. Allein in Niedersachsen fallen täglich ca. 68 Rehe dem Straßenverkehr zum Opfer.
Reine wirtschaftliche Interessen von Jägern stellen vor dem Hintergrund des strengen Schutzstatus des Wolfs und des Tierschutzgesetzes m. E. keinen vernünftigen Grund dar, Wölfe
zu bejagen.
Zudem könnte eine Bejagung – sofern von unerfahrenen Personen ausgeführt – zur Zerstörung von Rudelstrukturen und damit eher zur Destabilisierung der örtlichen Verhältnisse
beitragen. Ein territoriales Wolfspaar lässt keine fremden Wölfe in seinem Revier zu. Die Wolfsdichte des besetzten Territoriums ist stabil und pendelt sich auf das vorhandene Nahrungsangebot
ein. Dieses ändert sich, wenn die adulten Tiere getötet werden (bereits im Alter von 5 bis 6 Monaten sind juvenile Wölfe nur noch schwer von adulten zu unterscheiden). In der Folge lösen sich
stabile Territorien auf, fremde Wölfe versuchen das Revier zu besetzen. Die der Führung der Eltern beraubten Jungwölfe haben keine Anleitung, verstärkte Wanderungen und
flexiblere Beutewahl – insbesondere auf leicht erreichbare Nutztiere – wären die Folge. Auswertung von Daten über einen Zeitraum von 25 Jahren aus
Idaho, Montana und Wyoming belegen eine anfängliche Zunahme der Nutztierrisse bei verstärkter Bejagung. Die Alternative, Welpen im Bau oder im Bereich des Aufzuchtortes zu fangen
und / oder zu töten, wäre eine Form der Dezimierung, die m. E. weder ethisch noch gesellschaftlich vertretbar ist.
Eine Akzeptanzerhöhung durch eine Bejagung ist ebenso wenig bewiesen. Erfahrungen aus den USA zeigen eher das Gegenteil. So berichtet Treves: „Die schrittweise Erlaubnis der Jagd
auf den Wolf hat den Wert des Wolfs nach und nach reduziert.Einige Menschen akzeptieren nun zwar die Behörde, welche die Wolfsjagd erlaubt, die Akzeptanz gegenüber Wölfen ist mit einer
Legalisierung der Jagd allerdings nicht gestiegen“. Mit Zulassung der Jagd auf den Wolf erhöhten sich nach Treves zudem die Wildereidelikte auf den Wolf.
Es ist weiterhin bisher nicht wissenschaftlich belegt, dass eine Bejagung die Scheu der Wölfe dem Menschen gegenüber erhöhen würde. Seitens der zumeist jagenden Befürworter wird
dabei häufig ein Vergleich zwischen dem Verhalten ihnen bekannter jagdbarer Tiere (Reh-RotSchwarzwild)
gezogen, die sich auf intensivierte Jagdaktivitäten (z. B. im Winter nach Bewegungsjagden) mit erhöhter Vorsicht (Scheu) einstellen. Dieser Vergleich ist in meinen Augen fachlich
kritisch zu hinterfragen. Beutetieren liegen von Natur aus etwas andere Handlungsprioritäten zu Grunde als großen Beutegreifern. Sie besitzen ein ausgeprägtes (Fress-) Feindvermeidungsverhalten,
das dem großen Beutegreifer möglicherweise nicht im gleichen Maße eigen ist, da er es nicht benötigt. Zum Erhalt der individuellen Fitness müssen Beutetieren in der Lage sein, die aktuelle
Jagdmotivation von potenziellen Prädatoren korrekt einzuschätzen und Energie raubendes Feindvermeidungsverhalten nur an den Tag zu legen, wenn dieses erforderlich wird. Sie stellen sich auf den
Jagddruck ein.
Hingegen hat der Wolf keine natürlichen Feinde (außer fremden Artgenossen). Sein Bestreben ist es vielmehr, sich beim Greifen der Beute nicht zu verletzten. Ein Wolf wagt sich
teilweise auch an ihm in Körpergröße deutlich überlegene Beute heran. Er muss daher eine besondere Vorsicht beim Angriff walten lassen, will er sich nicht in Lebensgefahr bringen. Der Wolf ist
allgemein ein sehr vorsichtiges Großraubtier, wenn nicht das vorsichtigste Großraubtier dieser Breiten.
So beruht die sogenannte „Scheu“ des Wolfes m. E. nicht prioritär in der „Angst vor dem Menschen aufgrund von Bejagung“, sondern es liegt ihr vielmehr eine natürliche Vorsicht zu
Grunde, die dieses Tier besitzen muss, wenn es sich nicht durch eine unvorsichtige Annäherung an unbekannte Objekte in Gefahr begeben will.
Diese Vorsicht ist besonders bei adulten Wölfen ausgeprägt, wo hingegen die juvenilen noch deutlich unbedarfter auf Umweltreize reagieren und mehr ausprobieren (müssen), um
Beuteerfahrung zu sammeln. Jedoch sind auch unbedarfte Jungwölfe in der Regel durch ihre Eltern auf die üblichen Wild-Beutetiere konditioniert und daher nicht vorrangig am Menschen als Jagdobjekt
interessiert. Dieser muss ihnen durch seine völlig andere Erscheinung und den fremden Geruch sehr suspekt vorkommen. Erfahrungen aus Schweden, dem einzigen europäischen Land, das über eine
wissenschaftliche Eingreiftruppe bei Vorfällen mit Großraubtieren verfügt, belegen zwar seltene Vorfälle von Luchsen (insgesamt 2, meist als Welpen angefüttert) und Bären (2,3 / Jahr, oft
freilaufende Hunde involviert) gegenüber Menschen, seit 1822 jedoch keine durch Wölfe.
Ein weiterer Aspekt dieser Vorsicht des Wolfes beruht darauf, sich von konkurrierenden fremden Rudeln fern zu halten. Aus diesen Überlegungen abgeleitet ergibt sich m. E. dass
ein erhöhter Jagddruck an der Vorsicht eines Beutegreifers wenig ändern würde.
Zwar wird postuliert, dass nordamerikanische (insbesondere arktische) Wölfe aufgrund geringer Bejagung weniger scheu seien jedoch gibt es hierzu (verständlicherweise) keine
Ursachenforschung. In historischer Vergangenheit wurde der europäische Wolf mit leidvollen Methoden (Wolfsangel, Fallen, Gruben, Speeren, Gift, Lappjagd) regelrecht „bekämpft“. Dieser hohe
Jagddruck soll in Europa und Asien Wölfe mit größerer Vorsicht selektiert haben,
wonach sich in Folge dieses Verhaltengenetisch fixiert haben könnte. Das scheint plausibel. Ein derartiger Effekt ist jedoch nicht unwesentlich von der Art der Bejagung abhängig.
Eine Verknüpfung schlechter Erfahrungen (hier Bejagung) kann nur dann zum Menschen geschehen, wenn sich dieser bei den einwirkenden aversiven Reizen nahe genug am Wolf befindet. Der so bejagte
Wolf muss zudem noch überleben, um seine Erfahrungen weitergeben zu können. Die Methoden vergangener Jahrhunderte sind heute nicht mehr akzeptabel und anders als beim Schalenwild werden
vermutlich selbst Treib- Bewegungsjagden auf den Wolf auch zukünftig keine Option sein. Bei der Ansitzjagd ist eine Verknüpfung des aversiven Reizes zum Menschen jedoch schwer herzustellen. Viel
wahrscheinlicher könnte es hingegen eine Verknüpfung zum Ort des Geschehens geben, da menschlicher Geruch in unserer dicht besiedelten Gesellschaft allgegenwärtig ist. Überspitzt ausgedrückt
könnte ein bejagter Wolf heute vielmehr lernen, den jagdintensiven Ort „Wald / Feld“ zu meiden und stattdessen die jagdberuhigte Nähe von Siedlungen zu suchen. Und selbst wenn die fehlende
Bejagung eine Habituierung des Wolfes an den Menschen im Zweifel eher unterstützt, kann daraus nicht zwangsläufig eine von ihm ausgehende erhöhte Gefahr abgeleitet werden